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Perspektiven

Eine Perspektive haben
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Hoffnung
Den Blick abwenden
Eine neue Chance haben
Andere Perspektiven einnehmen

Perspektiven auf die Wende:

Wie haben Schüler damals Einschnitte der Wende wahrgenommen? Welche Perspektiven ergaben sich?

Bei den folgenden Zitaten handelt es sich um Ausschnitte aus Schulaufsätzen aus dem Jahr 1991 von Schülerinnen und Schülern aus Thüringen und Rheinland- Pfalz. Sie berichten über die Einschnitte der Wende und des Vereinigungsprozesses für sie persönlich und ihre Familien, sowie über die Erfahrungen im Umgang mit Menschen aus dem jeweils anderen Teil Deutschlands. Schauen wir uns einmal die unterschiedlichen Perspektiven an:
(Die Rechtschreibung der Schülerinnen und Schüler wurde unverändert beibehalten.)
(Engler, Wolfgang (2004): Die Ostdeutschen als Avantgarde. Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag GmbH, S. 55 - 70.)

Mein persönlicher Wendepunkt

Mein Bruder wird zu meiner Schwester. Sie erzählt, was dieser Umbruch für sie bedeutet hat. Ich erzähle, wie ich es wahrgenommen habe.

„Geboren wurde ich mit einem männlichen Namen und Körper, dem ich mich jedoch nicht zugehörig fühlen konnte. Schon als Kind faszinierten mich eher die damals ‚mädchentypischen‘ Dinge – für ein Kind nicht ungewöhnlich, sich nicht mit den gendertypischen Themen auseinander zu setzen. Doch diese Interessen bestanden bei mir weiter und überdauerten meine Pubertät, bei der sich mein Körper nicht so zu entwickeln schien, wie es mein Kopf für richtig hielt. Nach und nach verfiel ich in eine Lebensrolle, die sich für mich immer unpassender anfühlte. Damit entstand ein Gefühl von Ohnmacht und Leere, welches mich eines Tages überkam. Ich fasste den Entschluss, meine Gefühle dazu zum ersten Mal seit über zehn Jahren einer Person anzuvertrauen. Ich spürte den Druck, mein Leben ändern zu müssen oder endgültig die Kontrolle zu verlieren. Danach begann ich den damals wichtigsten Personen in meinem Leben meine Gefühle zu offenbaren. Schlussendlich brauchte ich ein ganzes Jahr, um sowohl zu realisieren, was diese Gefühle für mein Leben als auch mein soziales Umfeld zu bedeuten hatten und den Mut zu fassen, so zu leben, wie ich es für richtig halte. 

Perspektiven
Perspektiven

In der folgenden Zeit lernte ich mit Reaktionen aller Art auf meine Veränderung umzugehen: von Freudentränen und Toleranz über Skepsis bis hin zu Ignoranz und Verachtung.

Zu meinem persönlichen Glück und zu meiner Überraschung kam mir meine gesamte Familie mit Toleranz und Unterstützung entgegen, wofür ich unendlich dankbar bin.“

Perspektive wechseln

„Als mir mein Bruder eines Abends erzählte, dass er lieber eine Frau sein möchte, wusste ich im ersten Moment gar nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich nahm es hin, aber hatte Angst vor den Veränderungen. Wie sollte das alles werden? Was würden Familie und Freunde dazu sagen? Wie verändert sich die Beziehung zwischen uns? Ich hatte mich noch nie intensiv mit dem Thema Transsexualität beschäftigt und wusste nicht, was da alles auf uns zukommen würde. Meine Schwester musste also ihren eigenen, ganz individuellen Weg finden.

Irgendwann stand schließlich fest: Ich habe eine Schwester. Es war neu und ungewohnt zu sehen, dass der Mensch, den ich 18 Jahre lang meinen Bruder nannte, nun zu meiner Schwester wurde. Anfangs fiel es mir schwer, den neuen Namen und das richtige Personalpronomen zu verwenden, da mir aus Gewohnheit immer wieder der alte Name über die Lippen kam. Aber es wurde einfacher. Ich freute mich für sie, dass sie damit aufblühte. Sie fand ihren ganz eigenen Stil.

Perspektiven
Perspektiven

Wir beide sind immer noch sehr verschieden: haben unterschiedliche Interessen, Stile und Freunde. Und trotzdem haben wir mehr Gemeinsamkeiten gefunden und ich kann sie jetzt besser verstehen.

Wir sind durch ihren schwierigen Weg enger zusammen gerückt. Ich bin unglaublich stolz auf sie, dass sie alles so überstanden und ihren Weg gefunden hat. Sie ist eine selbstbewusste Frau geworden und hat nebenbei auch noch ihre Ausbildung gemeistert.“

Jetzt bist du dran:
Zeit für einen Perspektivenwechsel

Suche dir ein Objekt in deiner Umgebung aus und betrachte es aus verschiedenen Perspektiven! Was fällt dir auf?

Fotografiere das Objekt aus den unterschiedlichen Perspektiven, die du entdeckt hast. Wenn du magst, poste ein oder mehrere Fotos bei Instagram oder Facebook mit dem Hashtag #perspektivewendepunkt. Gern kannst du uns auch direkt verlinken. Instagram: @tanzart_kirschau Facebook: @tanzart.kirschau